Segeln / Kaliningrad
Mein Boot SY "Balemena" hatte den Liegeplatz
bei der Rathjewerft in Kiel-Pries, von wo ich viele Jahre Freizeittörns im Bereich
der Ostsee aus unternahm.
Hans Jürgen Zimmermann - Inhaber der Firma:
"Baltic-Yachtservice
Zimmermann Kiel" - hat die heute normale Art, mit großen Segelschiffen mitzusegeln, zu
Segelregatten und auch bei eigenen Großsegelregatten oder sonstigen Events als
Gruppen oder einzeln für Deutschland über viele Jahre initiiert. Er hatte die
Gelegenheit, noch zu DDR Zeiten selber privat an einer Regatta in Greifswald
teilzunehmen. Dort waren auch Segler der Marine der Baltischen Flotte der UdSSR
aus Kaliningrad. Durch freundschaftliche Kontakte zu diesen Seglern sprach Herr
Zimmermann bei einem Besuch in Kaliningrad bei einer Geburtstagsfeier eines
Marineoffiziers eine private Einladung für eine Segelyacht mit Crew der russischen Segler
zur Kieler Woche 1991 aus. Dies wurde dann auch tatsächlich realisiert mit der
Kreuzeryacht "Askold".
Aus dem folgenden Artikel kann man die Begeisterung der
Menschen spüren, die zum ersten Mal die Kieler Woche erlebten. Auszug aus der Zeitung der Baltischen Marineflotte „Strasch
Baltiki“ vom 26. Juli 1991 mit dem Leitartikel:
„Auf der Kreuzeryacht „ASKOLD“ nach Kiel; Segelsportler der Baltischen
Marineflotte haben zum ersten Mal an der internationalen Regatta der Kieler
Woche teilgenommen. Über seine Eindrücke erzählt einer der Teilnehmer.“
Die Unserigen – Teilnehmer aus der Kieler Woche.
Wie es schon in unserer Zeitung mitgeteilt worden ist, war die Kreuzyacht
„Askold“ des 42. Sportklubs der Baltischen Flotte als Teilnehmer an der Kieler
Woche bei den internationalen Regatten anwesend. Zu der Mannschaft gehörten die
Segelsportler der Flotte, Kapitän zur See W. Gorschkow und Fregattenkapitän J.
Efremow. Heute erzählt einer von ihnen über dieses umfangreiche
Segelsportereignis in einem Artikel.
Seit mehr als einhundert Jahren fahren professionelle Segelsportler und
Segelsportamateure ihre Schiffe jährlich von allen Orten der Welt zur Kieler
Bucht, um an den größten Segelregatten teilzunehmen. Was die Kieler
Segelregatten, oder wie man sie nennt, die „Kieler Woche“, bedeuten, kann man an
Nachstehendem ermessen: 3500 Segler auf 1600 Segelbooten und 200 Kreuzeryachten
nehmen an ihnen teil.
Zu diesem wirklichen Segelereignis sind die größten Segelschiffe der Welt
gekommen, einschliesslich der sowjetischen Barken „SEDOW“ und „MIR“. Mit
Freundschaftsbesuchen und zur Teilnahme sind zur Kieler Woche Kriegsschiffe aus
Großbritannien, USA, Irland, Kanada und Italien gekommen.
Noch am Ende des vorigen Jahres, als die Sportler der Flotte die Einladung über
das Gebietssportkomitee vom Geschäftsführer der Firma aus der Bundesrepublik
Deutschland, „Baltic-Yachtservice“ Zimmermann oHG, Herrn H. –J. Zimmermann
bekommen haben, dachten sie, dass die Teilnahme an der größten Segelregatta der
Welt ein unerfüllbarer Traum sei. Es war auch schwer vorstellbar, wie man den
Sinn dieser „phantasierenden Idee“ der Flottenführung formulieren und darstellen
kann.
Ob man sie versteht?
Man hat sie nicht nur verstanden, sondern konnte die Unterstützung und Hilfe auf
jedem Schritt spüren. In kurzer Zeit war die Ausrüstung der Kreuzerrennyacht
„ASKOLD“ beendet und die Spezialisten des Kaliningrader Yachtklubs, W. Lupeiko
und A. Medwedew hatten für die Fahrt Segel, Takelage und Mastwerk vorbereitet.
Große Hilfe bei der Navigations- und Fernmeldeausrüstung wurde von den
Hydrographen und Funkern der Baltischen Flotte erteilt.
Endlich kam der Tag, auf den man so lange gewartet hatte. Leinen los! Von
Baltijsk bis Gdynja – die ruhigste Strecke der Fahrt. Nach der Wettervorhersage
mussten wir eine Windzunahme erwarten. Alles war dafür vorbereitet. Nach dem
Cape Rose hat die Ostsee uns mit ziemlich starkem Westwind und harter Welle
getroffen.
Es wurde kalt; wir wurden dazu gezwungen, uns Wollunterwäsche und Ölzeug
anzuziehen. Es wurden Sturmsegel gesetzt. Die Arbeit begann. Die
200-Seemeilenstrecke bis zum Hafen Saßnitz wurde mit wechselnden Winden
zurückgelegt. Die Windstärke betrug bis zu 17 Meter pro Sekunde. Auf See haben
wir ständig Sitz und Festigkeit der Mastverbindung und der Takelage der Yacht
geprüft. Nach 22 Stunden Fahrt betrug der Navigationsfehler nur 2,4 Seemeilen.
Die Steuermannsprüfung war gut abgelegt.
Im Hafen von Saßnitz wurden wir sehr gastfreundlich von den Leuten der
sowjetischen Schiffe empfangen. Wir haben technische Hilfe bekommen, Treibstoff,
Wasser und Verpflegung.
Am nächsten Morgen begann die letzte Fahrtstrecke über die Meerengen
Kadet-Rennen und Fehmarnbelt. Wiederum hat Balticum seinen Charakter bewiesen,
mit Regen, Nebel und Wind von 5-7 Beaufort-Stärke. Ich habe unterwegs sehr
sorgfältig beobachtet: Leute, Ostsee, Ufer, Kaps. Ich habe festgestellt, dass
nach meiner Meinung die Erfahrung aus dem Dienst auf Schiffen, das System der
Vorbereitungen zum Kommandanten der Kriegsmarine, große Vorteile hat. Es kommen
solche Eigenschaften wie Verantwortung, das Bewusstsein der potentiellen Gefahr,
das Können – mögliche Situationen vorherzusehen, die Fähigkeit zu schätzen, die
Ergebnisse mit dem gewählten Risikograd vergleichbar sind, zum Tragen.
Am Morgen des siebenten Tages erschien der Leuchtturm von Kiel. Die erste
Fahrtetappe war beendet. Wir waren am Ziel.
Der Yachthafen des olympischen Zentrums von Schilksee hat uns mit seinen
Mastenwald, der Segel- und Flaggenmenge begrüßt. Innerhalb von nur 40 Minuten
haben uns der Geschäftsführer von „Baltic-Yachtservice“, H.-J. Zimmermann und
seine Frau Wildtrud mit den Worten „Herzlich Willkommen“ selbst empfangen und
zum glücklichen Ankommen gratuliert. Schon später, als wir uns mit Jürgen
bekannt gemacht und einander kennen gelernt haben, war ich immer wieder
betroffen und entzückt über seinen umgänglichen Charakter, seine unglaubliche
Energie und Arbeitsfähigkeit.
22. Juni – Eröffnung der Kieler Woche. Täglich setzte eine grandiose und
triumphale See- und Segelparade ein.
Wunderbar, den Atem verschlagend, ein farbiger Anblick aus schnellen und auf den
ersten Blick leichten, dennoch aber mächtigen und festen Schöpfungen der Hände
und der Gedanken des Menschen!
Hier sind nicht nur die weltbekannten Kreuzer „Corum“ und „Beck“ nach Kiel
gekommen, sondern auch Familienyachten mit Kindern. Das Alter des jüngsten
Regattateilnehmers war weniger als ein Jahr. Das Segeln beginnt in den Windeln.
Viele Gesprächspartner waren verwundert, dass bei den Offizieren der Baltischen
Flotte Segelsport und Yachting nicht besonders populär sind.
Bei der Bundesmarine, den Kriegsmarinen von Großbritannien und vielen anderen
Ländern ist die Fähigkeit zu segeln, eine Schaluppe zu führen etc. Teil eines
Ausbildungslehrganges des gesamten Vorbereitungsprogramms nicht nur für die
Schiffskommandanten, sondern für alle Schiffsoffiziere. Ausserdem ist es eine
Voraussetzung zum Beginn des aktiven Marineoffiziersdienstes.
Bei der Regatta sind wir Neulinge, und deswegen sehnen wir uns nach
Schrittmacher, beobachten, lernen gierig, fleißig weil die Zeit so knapp ist.
Die in jenen Tagen herrschende Atmosphäre der Segelbrüderschaft, des Treffens,
Kennenlernens bleibt uns noch lange im Gedächtnis. Wir waren hier keine Fremden.
Auf einer der Repräsentationen haben wir die Einladung für die Kieler Woche 1992
und zur Teilnahme am 750- jährigen Jubiläum der Stadt Kiel bekommen. Die
Mannschaft des Schiffes soll aus Offizieren der Baltischen Flotte bestehen.
Der dabei anwesende Kommandeur der Technischen Marineschule Kiel – Kapitän zur
See Schütte hat betont: „Unbedingt in der Uniform der Kriegsmarine der „UdSSR“.
Einen Tag später waren wir die Gäste dieser Technischen Marineschule; Herr
Schütte selbst hat uns ganz herzlich begrüßt und wir, die Offiziere der
Baltischen Flotte waren auch Gäste in seinem gastfreundlichen Privathaus.
Aber es kommt der Abschiedsabend: das gastfreundliche Kiel will uns kaum
entlassen. Kein Wind, Stille, es nieselt.
An der Pier stehen Jürgen, Wiltrud und viele neue Freunde. Wir sind traurig;
aber ich bin sicher, wir werden uns wiedertreffen.
Bei der Rückfahrt zeigt das Balticum seinen kapriziösen Charakter; mal wurden
wir mit Regen übergossen, mal waren wir in dichtem Nebel.
Frischer Ostwind zwang uns wiederum, kreuzende Kurse bis Gdanskhaf
durchzuführen. Und jetzt, vor der Morgendämmerung des 6. Juli, nach 28 Tagen
erschien im Horizont das bekannte Licht des Leuchtturms von Baltijsk.
Die Fahrt ist beendet. Insgesamt 296 Stunden, 1005 Meilen – und eine Menge
Erlebnisse.
Kapitän zur See – W. Gorschkow, der Älteste des Segeltörns.
Bei der privaten Abschiedsfeier nach der Kieler
Woche wurde durch Kapitän zur See W. Groschkow
als Dank eine Gegeneinladung für eine deutsche Yacht nach Kaliningrad im Namen
des Gouverneurs des Gebietes Kaliningrad ausgesprochen. Diese Einladung nahm ich
mit meiner SY "Balemena" gerne an, war mir aber des Risikos voll bewusst.
Für die
Durchfahrt des Bereiches Baltisk, des militärischen Sperrgebietes, war keine
offizielle Genehmigung zu erhalten, um durch den Pregelkanal nach Kaliningrad zu
kommen. Ich setze mein Vertrauen auf das Wort der russischen Marineoffiziere, die
versprachen, sich an entscheidender Stelle dafür einzusetzen.
Den Reisebericht
dieses Erlebnisses lesen Sie im Anschluss. (veröffentlicht in Heft Nr. 56 vom
April 1992 von "Trans-Ocean" Verein zur Förderung des Hochseesegelns e.V.,
Cuxhaven):
Erste deutsche Segeljacht nach dem 2.
Weltkrieg offiziell in Königsberg/ Kaliningrad.
Wolfram Sieberth, Rostock 9/91
Durch eine Bekanntschaft 1990 in Greifswald mit Königsberger Seglern wurde eine
Einladung nach Königsberg möglich. Unser TO Mitglied Wolfram Sieberth stellte
seine "Balemena" zur Verfügung. Er schreibt:
"Balema" ist eine Stahlketch - Multiknickspanter van de Staat 36, ca. 12,5
Tonnen Verdrängung -. Wir erhielten schnell Visum und Genehmigung für
Königsberg, jedoch für die absoluten Sperrgebiete wie Baltisk/Pillau, durch die
ja der Weg über Wasser führte, konnte keine Genehmigung erteilt werden. Mit
diesem Risiko - vollkommen offen, was mit Boot oder uns dort geschehen würde,
nur auf Vertrauen der Einladung -, die allerdings auch durch hohe
Marineoffiziere ausgesprochen wurde, wollten wir den Versuch wagen.
Von Kiel segelten wir Sonntag, den 21. Juli 1991, 18 Uhr, ab, um nach
Ausklarieren beim Zoll Laboe-Königsberg nonstop nach etwas 400 Seemeilen zu
erreichen.
Gesegelt wurde in Zweierwachen der Steuerleute, das heißt 15 Stunden
Wache, 9 Stunden frei. Während der Fahrt hatten wir die Maschine nur noch zum
Laden der Batterien benutzt, allerdings wurde das Anlassen immer schwieriger,
bis wir sie vor Baltisk nicht mehr starten konnten. Wie sich später herausstellte,
war das Öl nur noch eine milchige Brühe. Mit fast letztem Strom setzen wir
Mittwoch abend, 22 Uhr, ca. 12 Meilen vor Baltisk/Pillau über Ukw unsere
Anmeldung ab und erreichten die bekannten russischen Offiziere der Baltischen Flotte, die
es sofort arrangierten, dass uns die Motoryacht "Azimut" an der
Ansteuerungstonne erwartete und in den Kriegshafen Baltisk einschleppte. Hier
wurden wir von vielen unserer Bekannten zur Einkladierung mit Hallo und Herzlichkeit begrüßt, und der erste Krimsekt und Wodga mit "Tschüt, Tschüt" Prost
flossen. Eine russische Radioreporterin hatte über sechs Stunden ausgeharrt, um
direkt ein Interview zu machen und nahm die ganze Szene live auf. Danach wurden
wir durch den Kriegshafen Baltisk und durch den Kanal in den Gebietsyachtclub
Königsberg geschleppt - ca. 24 Meilen, wo wir Gäste des Leiters Igor Bagrow,
Fregattenkapitän a. D., waren.
Zur Erinnerung an diesen bedeutungsvollen Tag, 25. Juli 1991, haben wir die
deutsche Flagge, mit der wir diese Strecke zurückgelegt hatten, dem Yachtclub
übergeben, wo sie dann feierlich gehißt wurde. Der Yachtclub gibt die
Möglichkeit , mit Heckanker an der Pier festzumachen. Wassertiefe etwas 2,50m,
wobei eine Rinne vom tiefsten Wasser zum Yachtclub auf 3,50m ausgebaggert werden
soll. Ausserdem soll der Yachtclub nach westlichen Standard renoviert werden. Es
wurde ein volles Programm mit Fernsehinterview, Wirtschaftsgesprächen und
Abendveranstaltungen, darunter auch Ballettabende absolviert, wobei wir die
übergroße Gastfreundschaft hervorheben müssen, die wir überall erlebten, trotz
wirtschaftlicher Probleme. Wir müssen bedenken, dass ein monatlicher
Durchschnittsverdienst nach unserer Umrechnung bei ca. DM 20,- (zwanzig) liegt, und
dass diesbezüglich z.B. Fleisch ein Vermögen kostet, dass man sich nicht leisten
kann. Die Region Königsberg ist Freihandelszone, und man wünscht Investitionen
aus dem Westen, die über Beteiligungen, aber auch direkt bis 100% möglich sind.
In der Stadt Königsberg sind nur wenige Gebäude erhalten, die vor dem Kriege
gebaut wurden, so z.B. die Börse - die vielleicht einmal ihre Funktion
wiedererhält - der Bahnhof, die Oper, die alten Festungsanlagen aus dem letzten
Jahrhundert teilweise. Ansonsten wurde die Stadt in einfachster
Betonplattenbauweise wiedererrichtet, die nach einigen Jahren sehr marode wirkt.
Einkaufsmöglichkeiten bestehen hauptsächlich auf dem Markt. Im Gebiet sind
mehrere alte Häuser erhalten, die jedoch renovierungsbedürftig sind. Der Badeort
Rauschen (Swetlogorsk) könnte wegen seiner schönen Lage heraus wieder an Bedeutung
zunehmen.
In der Nähe ist ein Industriehafen (Pionirsk) in den Yachten einlaufen dürfen.
Unter anderem durften wir als Ehrengäste an der Flottenparade in Baltisk
teilnehmen und hatten als erste Ausländer dort Gelegenheit, Kampschiffe zu
besichtigen. Es ist die herzliche Offenheit, die uns sehr berührte. Die Rückreise
- ganze Zeit gegen Westwind - wurde Sonntag, den 4. August, um 13 Uhr
angetreten, ohne Möglichkeit, die Maschine einzusetzen, die von Russland
aus reklamiert wurde. In der Kreuz erreichten wir Kiel am Freitag, dem 9. August, um
23.57 Uhr wieder nonstop.
Aufgrund der freundschaftlichen Kontakte durch den Segelsport entstanden
Beziehungskontakte auf höchsten Ebenen, die dann auch zu
Partnerstädtevereinbarungen mit der Stadt Kiel führten, zur Einladung von
Kampfschiffen der Balitischen Flotte zur Kieler Woche, Hilfsgüterlieferungen und
nicht zuletzt zu Kontakten zur EG nach Brüssel.
weitere Bilder: Juli 1991
alte Börse
Siegesplatz/ Hansaplatz
Walter von der Vogelweide
Roßgärtnertor
Dom aus Königsberg/Kaliningrad 1991
Hauptbahnhof
Eindrücke
meiner 6. Russlandreise
Juli 2005
Hier Kaliningrad
Kaliningrad/Königsberg ist auf dem Wege, eine moderne Stadt zu werden; ihr
heutiges Bild ist geprägt durch Einkaufszentren im westlichen Stil. Der
Siegesplatz/Hansaplatz wurde vorteilhaft neu gestaltet mit Tiefgarage,
Wassersfontänen, Beleuchtungslaternen und neuer orthodoxer Kirche. Auch fällt
auf, daß viele Straßen der Innenstadt nicht mehr die tiefen Löcher haben. Es
sind moderne Tankstellen gebaut worden, und viele Hotels wurden renoviert. Auch
hat ein Umdenken bezüglich historischer Gebäude stattgefunden. Früher wollte man
eher die Vergangenheit auslöschen, nun endlich bezieht man diese in die
Stadtsanierung mit ein und bemüht sich um Renovierung der noch vorhandenen
Substanz. So ist die Renovierung des Königstores (siehe Bild)abgeschlossen und
beherbergt heute ein Museum über die Entwicklung der Stadt. Die Renovierung des
Domes ist mittlerweile auch abgeschlossen. Er wird als Konzertsaal oder für
Feierlichkeiten genutzt. Bei der alten Börse hat man mit Renovierungsarbeiten
begonnen. Sie soll äußerlich wieder in den ehemaligen Zustand versetzt werden.
Wo das alte Fischerdorf war, soll eine bürgerfreundliche Anlage entstehen. Eine
moderne Fußgängerbrücke über den Pregel wurde gebaut, ein neues Haus im alten
Stil daneben ist bereits fertig. Zu den 750-Jahr-Feierlichkeiten wurden der
Stadt von vielen Geschenke gemacht, unter anderen stifteten norddeutsche Städte
einen sehr schönen Kinderspielplatz. Auch gibt es Pläne, die markanten Teile des
alten Schlosses neu aufzubauen - sie sollen in eine Anlage von modernen
Geschäfts- und Wohnhäusern eingebettet werden. Es bleibt abzuwarten, ob man die
Finanzierung schafft. Die große Betonruine auf dem Platz, wo einmal das Schloss
stand , die jahrzehntelang ein fürchterliches Bild bot, wird nun endlich zur
Nutzung fertiggestellt und hat auf der nördlichen Seite nun Fenster und Farbe.
Russische Bürger können nun Land kaufen (auch zum Bauen) und es bleibt zu
hoffen, daß dadurch die Häuser auch von außen mit Grundstück ein besseres Bild
bieten werden. Durch die Privatisierung vieler Wohnungen zu Eigentum hat eine
durchaus erfreuliche Entwicklung dahingehend eingesetzt, das eigene Zuhause zu
renovieren, was freilich im Moment noch an der Wohnungstüre aufhört. Aber viele
Wohnungen innen wurden sehr schön renoviert und stehen den Wohnungen im Westen
in nichts nach. Angespornt durch die Besuche im Westen muß man sagen, da viele
Kaliningrader Bürger die Kontakte zu Besuchen nutzen. Es gibt auch Überlegungen
die Visapflicht der EU Bürger für das Gebiet Kaliningrad aufzuheben - aber dies
bleibt abzuwarten.
Auf der anderen Seite sind auch negative Dinge zu nennen wie viele
Diebstahlsdelikte. Einem meiner Bekannten sind schon dreimal die Außenspiegel an
seinem Auto beim Parken abmontiert worden. Auch muß ich leider sagen, daß der
einzige "Fortschritt" bei dem Kaliningrader Yachtclub seit 1991 ( als ich mit
SY"Balemena"als erste Deutsche Yacht nach dem Kriege in Kaliningrad war) nur ein
sehr unschönes und volles Plastiktoillettenhäuschen ist. Insgesamt macht der
Yachtclub eher einen fortschreitend zerfallenen Eindruck und ist kaum zu
empfehlen. Igor Bagroff ist nicht mehr Direktor dieses Yachtclubs. Es gibt
aber Bestrebungen, an zwei anderen Stellen für westliche Yachten
Anlegemöglichkeiten zu schaffen. Ich werde hierüber zu gegebener Zeit berichten.
Alles in allem läßt sich feststellen, daß die Gesamtentwicklung als erfreulich
zu bezeichnen ist.
Dom
Dom Innenansicht
Alte Börse
Administrations-Geschäftshaus
Die Umbenennung der Universität in : "Universität Emmanuel Kant" hat anläßlich
der 750-Jahr-Feier stattgefunden mit Status "Russische Universität"
|